Von der Nord- zur Südinsel - Ein neuer Abschnitt der Reise beginnt
Mein kleiner Camper war abgegeben und so verlies ich nach 4 Stunden Wartezeit am Flughafen von Auckland die Nordinsel mit einem Flugzeug nach Christchurch. Der Flug war zwar etwas verspätet, aber trotzdem war er mit weniger als 1,5 Stunden sehr kurz und mit Air New Zealand auch sehr angenehm. Am lustigsten sind immer die Sicherheitsvideos bei Air New Zealand, denn sie lassen sich immer wieder etwas Neues einfallen. Da aktuell die Rugby Weltmeisterschaft in Japan stattfindet, spielen die Teammitglieder der All Blacks in dem aktuellen Sicherheitsvideo mit. Nach der Landung ging ich vom Flughafen ca. 10 Minuten zu meinem Hostel für diese Nacht, dem Jucy Snooze, ein Kapselhostel, wo man durch Vorhänge an der Kapsel ein wenig mehr Privatsphäre hat. So war ich also auf der Südinsel angekommen und bereit für neue spannende Abenteuer. Erstes Ziel: Akaroa, aber wie komme ich da überhaupt hin? Gut dass ich mir bereits aus Deutschland ein Mietauto gebucht hatte. Einen Jucy El Cheapo, was der Name schon vermuten lässt ein billiges Auto. Nachdem ich also 2 Stunden beim Vermieter gewartet hatte bekam ich dann endlich mein Auto, doch anstatt einen Nissan Tiida oder etwas Ähnlichem bekam ich einen Mazda 3 GLX mit 150PS, was im Vergleich zum Camper von vorher eine Rakete ist. Aber jetzt ging die Fahrt erstmal los. Begleitest du mich dabei? Auf geht’s.
Akaroa
Akaroa ist eine Halbinsel die eigentlich nur durch eine einzelne große Straße erreichbar ist. Ich fuhr also den Motorway 75, du weißt ja mittlerweile, dass die Maximalgeschwindigkeit 100 km/h ist, in Richtung Akaroa und als ich auf der Passhöhe angekommen war, sah ich diesen Ausblick. Die Buchten und das Meer sind so extrem türkis blau, eingefasst in einen Bergkessel was dadurch zu erklären ist, dass es früher mal ein Vulkankrater war. Diese grünen Berghänge sind besiedelt von Schafen und Kühen, die sich die Sonne auf ihren flauschigen Pelz scheinen lassen.
Es ging entlang der Küste, vorbei an kleinen Städtchen, zu meinem Zielort Akaroa. Angekommen in Akaroa fand ich zuerst diese pittoreske kleine Kirche, die St. Patrick’s Catholic Church, mit vielen Kirsch- oder Mandelblüten Bäumen davor. Man könnte meinen, dass es einen See vor der Kirche gibt, aber das Foto ist eigentlich nur über einer Pfütze entstanden, die ich auf der Wiese gefunden hatte. Nachdem ich mir einen Kaffee in einem kleinen Cafe gegönnt hatte ging ich weiter zu Fuß in die Innenstadt.
Neben vielen Restaurants, Cafes und Andenkenläden gibt es auch eine schöne Uferpromenade. Die ganze Halbinsel ist im französischen Stil gehalten und ist sehr bunt. Als ich entlang der Uferpromenade schlenderte stellten sich die Möwen in Reih und Glied, um mir ein schönes Foto zu ermöglichen. Auf einem Steg konnte ich es mir dann auch nicht nehmen lassen mein Stativ auszupacken und ein paar Langzeitbelichtungen zu machen. Du musst dir vorstellen, das Stativ wiegt ca. 1,2 kg die Kamera ca. 1 kg, da habe ich täglich einiges zu schleppen und das Daypack ist immer voll.
Mein absolutes Highlight war aber der Leuchtturm von Akaroa. Er steht am Ende der Stadt vor einem kleinen Hafen mit vielen Segelschiffe was die Aussicht noch schöner macht. Ich packte mein 12mm Objektiv und mein Stativ aus und kletterte ein Stückchen hinauf um eine bessere Position zu erhalten. Kennst du das auch, dass man extra Aufwand für ein gutes Foto betreibt? In letzter Zeit versuche ich mich ständig weiterzuentwickeln und Neues zu lernen. Das macht soviel Spaß und ich probiere neue Methoden, Belichtungszeiten, Einstellungen und viele weitere neue Möglichkeiten meiner Sony Alpha 6300 aus.
Die Nacht verbrachte ich dann in einem kleinen Hostel bzw. Bed and Breakfast, wo ich der erste Gast der neuen Saison war. Das Hostel hatte eine schöne kleine Küche und im Aufenthaltsraum gab es einen Kamin, der bei dem kühlen Wetter sehr wohltuend war. Neben mir war dann noch eine kleine Familie dort die mich auf Ihr selbst gekochtes Abendessen eingeladen hat. Das fand ich super nett und das ist auch das Schönste am Reisen, dass man viel sieht und neue Menschen kennen lernt. Ich unterhielt mich viel mit der Familie, aber auch mit dem freundlichen Gastgeber. Dieser gab mir dann noch den Tipp morgens früh den Onawe Track zu gehen. Nach einer angenehmen Nacht im Vierbettzimmer, das ich für mich alleine hatte, machte ich mich nach einem Frühstück auf den Wanderweg zu erkunden. Der Weg geht entlang eines interessanten mehrfarbigen merkwürdig geformten Felsens, welchen man erst ab einer Stunde nach der Flut passieren konnte. Der Weg ist schön, die Aussicht atemberaubend und mit nur einer Stunde hin- und zurück auch für jeden begehbar. Das ist ein absoluter Tipp und bei gutem Wetter lohnt er sich definitiv.
Nachdem ich also den Onawe Track gegangen war, gönnte ich mir noch super leckere Fish and Chips vom Elefantenfisch (noch nie vorher gehört) und aß diese am Ufer in Akaroa, genoss ein letztes mal die traumhafte Aussicht und setzte meine Reise fort zurück nach Christchurch.
Christchurch
Meine nächste Nacht in Christchurch sollte ich an einem merkwürdigen Ort verbringen, nämlich im Knast. Ich hatte das Jailhouse Hostel gebucht. Von innen sieht es wirklich so aus wie ein alter Knast, jedoch wurde das Gebäude und die „Zellen“ neu ausgestattet. Was war der merkwürdigste Ort wo du bis jetzt geschlafen hast? Für mich gehört dieser definitiv dazu.
Von dort aus machte ich mich anschließend auf in die Innenstadt, die vor acht Jahren schwer von einem Erdbeben getroffen worden war. Das Erdbeben im Februar 2011 hatte eine Stärke von 6,3 auf der Richterskala, es starben über 150 Menschen und die Wirtschaft kam zum erliegen. Die fatale Zerstörungskraft kann man noch heute an der Kathedrale von Christchurch erkennen. Gestützt von Stahlträgern steht sie immer noch zerstört im Zentrum der Stadt. Auf einem Plakat vor der Kathedrale konnte ich jedoch lesen, dass dieses Jahr der Wiederaufbau der Kirche begonnen hat aber hierfür etwa 8-10 Jahre eingeplant worden sind. Trotz der Zerstörung durch das Erdbeben haben sich die Menschen zusammengetan und die Stadt ist wieder sehr lebendig geworden. Als vorläufiger Ersatz für die in Trümmern liegende Kathedrale wurde die „Cardboard Cathedral“ errichtet, welche schön bunt ist, man aber mittlerweile nach über acht Jahren nur noch schwer von einer Übergangskirche sprechen kann.
Der botanische Garten am Avon River mitten in der Innenstadt ist ein Traum zum Entspannen und Spazieren. Da hier aktuell Frühling ist blüht alles um mich herum und die kleinen Vögel singen fröhlich ihre Lieder. Mir gefällt besonders der englische Stil der Gebäude wie z.B. des Canterbury Museums und des Arts Centres, das hat irgendwie etwas. Der Eintritt in das Canterbury Museum ist gratis und es lohnt sich definitiv diesem Museum einen Besuch abzustatten, da man dort viel über die Geschichte und Kultur Neuseelands erfahren kann. Christchurch ist auch ein Paradies für Streetart Liebhaber, überall sind kleine aber auch sehr größe Kunstwerke. Die beiden auf den Fotos unten haben mir besonders gut gefallen. Die Frau trägt in der linken Hand einen Ruru (Morepork – Neuseelands Kuckkuckskauz) und in der rechten einen Kingfisher (Neuseelands Eisvogel). Auf dem zweiten Kunstwerk sieht man einen kleinen Silvereye Vogel der neben einer Pflanze steht in welche sie immer den Kopf stecken und den Nektar raussaugen.
Weiter ging es hinauf auf die Cashmere Hills im süden Christchurch. Das „Sign of the Takahe“ ist ein pittoresk aussehendes Gebäude mit einem tollen Garten und einer Sonnenuhr, welche auch recht präzise ging. Ein kurzer Spaziergang führt von dort aus zum Cashmere Hill Lookout von wo aus man eine traumhafte Aussicht über Christchurch bis hin zu den südlichen Alpen der Südinsel Neuseelands sehen konnte. Die schneebedeckten Zipfel der Alpen machten schon einiges her und waren eines meiner Ziel für die weitere Reise, aber erstmal sollte es nach Kaikoura gehen. Kaikoura ist mein Lieblingsort in Neuseeland und weiter unten erkläre ich dir warum, freu dich auf atemberaubende Landschaften, das Meer und die Berge, sowie eine Tierwelt die ihres gleichen sucht.
Kaikoura
Jetzt fragst du dich bestimmt was so toll an Kaikoura ist, im nächsten Abschnitt erkläre ich es dir und schau dir die Bilder an, diese sagen mehr als tausend Worte. Ich erreichte meine Unterkunft für die nächsten zwei Nächte recht früh, nämlich die Dolphin Lodge. Der Name ist auch Programm, letztes Jahr hatte ich hunderte Delfine und einen Wal bei einer Schiffsfahrt gesehen. Lustigerweise hatte ich auch hier wieder ein 4 Bett Zimmer für mich alleine und ich konnte die Nächte richtig schön genießen, aber auch der Aufenthaltsraum, die Küche und vor allem die Aussicht auf der Terrasse machen diese Unterkunft zu etwas ganz Besonderem.
Früh am Morgen machte ich mich auf an den Strand um den Sonnenaufgang anzuschauen. Es war ca. 7:00 Uhr morgens und die schneebedeckten Bergketten erstrahlten in gleißend rotem Licht. In der Innenstadt ist überall Streetart zu finden die auf das Beste in Kaikoura hinweist. Es gibt nämlich Delfine und Wale in Küstennähe, sowie unzählige niedliche Robben an der Küste selbst. Zu diesen begab ich mich im Anschluss und was soll ich sagen, einfach faszinierend und schön.
Peninsula Walkway
Vom Point Kean Viewpoint führt ein Wanderweg um die Halbinsel herum, vorbei am Meer mit Blick auf die Berge und die schöne Küste. Manchmal liegen auch hier schon Robben auf den Holzstegen und genießen den Tag. Der Weg geht zuerst oberhalb der Küste entlang von wo man aus eine schöne Aussicht hat. Den Rückweg kann man anschließend direkt an der Küste entlang gehen, je nach Gezeiten mal näher am Wasser oder weiter entfernt. Man kann dort schöne Muscheln finden und die Tierbegegnungen sind auch nicht selten. Man kann dort neben Robben auch auf viele Kormorane und Möwen treffen, die wirklich hübsch auf einem Foto aussehen.
Möwenkolonie
Wandert man also die Küste entlang findet man diese riesige Möwen Kolonie mit unzähligen Möwen die aktuell mit dem Nestbau beschäftigt sind, da die Brutsaison bald beginnt. Die Kolonie ist abgesperrt damit man den Tieren nicht zu nahe kommt, man hat jedoch trotzdem noch einen guten Blick auf sie. Bei diesen Möwen handelt es sich um Rotschnabelmöwen die in Neuseeland und um die kleineren Inseln herum heimisch sind. Die zwei größeren Möwen posieren richtig schön vor dem rötlichen Himmel des Morgengrauens und lassen sich durch nichts stören, sind sie nicht hübsch anzuschauen?
Robbenkolonie
Das absolute Highlight entlang der Küste sind aber die Robben Kolonien. Es gibt mehrere über die ganze Küste verteilt, wo die Robben einfach nur rumliegen, sich ab und an drehen und chillen. Zu dieser Jahreszeit gab es auch einige kleine Babyrobben die einen mit ihren großen Kulleraugen angeschaut haben. Allgemein soll man sich diesen Tieren nicht mehr als 10 Meter nähren, da sie auch sehr gefährlich sein können und man sie natürlich auch nicht stören soll. Mit einem Telezoom bekommt man dann jedoch trotzdem ein paar gute Aufnahmen, z.B. wie sich die Robbe am Morgen an einer Yoga Session versucht.
Sonnenuntergang von Kaikoura
Nach all diesen unvergesslichen Ereignissen, Erlebnissen und Begegnungen genoss ich noch den Sonnenuntergang an der Küste Kaikouras, welcher mich mit einem doppelten Sonnenstern belohnte. Der Himmel färbte sich nun orange, dann rosa und abschließend lila, bevor die Sonne endgültig für die Nacht hinter dem Horizont verschwand. Ich sag schon mal gute Nacht kleine Robbe.
Das war also mein Start in die Südinsel. Von türkis blauen Buchten mit Leuchttürmen, über eine Großstadt mit Herz ging es weiter zu einer unwirklich schönen Landschaft mit den süßesten Robben. Hat es dir gefallen, dann lass mir doch einfach ein nettes Kommentar da, ich freue mich von dir zu hören und wünsche dir noch einen schönen Tag 🙂