Wind, Wellen und zwei Ozeane die aufeinandertreffen
Ich wusste, dass es Zeit wurde. „Heute wird ein langer Tag“ dachte ich mir und so machte ich mich schnell frisch und nach einem kurzen Frühstück verlies ich Hihi Beach gegen 8 Uhr morgens in Richtung norden. Gestern noch den traumhaften Sonnenuntergang am Strand genossen und jetzt schon wieder im Camper am Steuer. Es ging also nach Norden, weiter nördlich war nicht möglich, das Ziel war Cape Reinga. Die Distanz die ich zurücklegen wollte war zwar nur ca. 150km aber wer hier in Neuseeland schon mal unterwegs war weiß, dass dies min. zwei Stunden Fahrzeit sind, mit dem Camper eventuell etwas mehr. Das Tempolimit beträgt in Neuseeland max. 100km/h, jedoch kann man dies kaum im Schnitt fahren, da es hier so hügelig ist, dass jede Strecke, selbst in den deutschen Bergen, leicht dagegen ist. Da ich aber auch etwa wieder die selbe Strecke am Nachmittag zurück fahren musste, nur an der Westküste auskommen wollte, bedeutete dies, dass es schon vier Stunden Fahrzeit werden würden. Aber egal, los ging die Fahrt Richtung Cape Reinga.
Cape Reinga
Endlich angekommen am Ziel, wobei der Weg dorthin auch sehr schön war. Wie immer sind aber auch die Straßen und Landschaften in Neuseeland faszinierend und machen den Weg zum eigentlich Ziel. Aber dann erlebte ich diese Aussicht vom Parkplatz, was soll man dazu noch sagen bis auf wunderschön.
Auf den meisten Wegen des „Department of Conservation“ gibt es diese tollen Wegbeschreibungen und auch am Rande der Wanderwege gibt es viele Erklärungen und Hinweise, welche einem die Geschichte und Bedeutung der Orte für die Maori näher bringen. Diese lese ich immer sehr gespannt durch, da die interessanten Geschichten viel über die Landschaft und das Leben dort aussagen.
Ich ging also den Weg entlang, las die Erklärungen und Geschichten am Wegesrand und sah dann zum ersten mal den Leuchtturm vom Cape Reinga. Wie schön er da stand und so eine Ruhe, an dieser doch sehr windigen Küste, ausstrahlte. Kaum jemand war dort, lediglich ein paar Touristen die sich genau wie ich den Leuchtturm angucken wollten. Doch schnell stellte ich fest, dass auch hier die meisten Leute nur für ein schnelles Selfie vorbeikamen und dann wieder gingen. Also wartete ich die eine kleine Welle an Menschen ab und war plötzlich ganz alleine dort, was ein tolles Gefühl, denn im Sommer muss hier sehr viel mehr los sein. Ich stand also alleine am anderen Ende der Welt, an der Nordspitze Neuseelands und konnte ungestört die Wellen, sowie den Wind genießen und dabei noch ein paar Fotos schießen. Zwischendurch kamen immer wieder ein paar wenige Menschen vorbei aber auch diese verschwanden dann ganz schnell wieder zum Parkplatz. Ich frage mich dann immer warum man so eine weite Reise auf sich nimmt nur für ein Selfie. Ab und zu ist es natürlich auch toll, aber sich selbst auf jedem Urlaubsbild im Vordergrund zu haben ist dann doch etwas zu viel, jedenfalls ist das meine Meinung.
Hach war das schön an diesem Leuchtturm und nach einer langen Zeit und nachdem es auch auf Dauer etwas kühl geworden war ging ich den Wanderweg zum Te Werahi Strand hinunter (Länge hin und zurück ca. 4km und 1,5 Stunden). Dort unten war ich auch wieder komplett alleine, alle Touristen scheinen wirklich nur für ein schnelles Selfie an diesem Tag gekommen zu sein. Für mich war dies aber umso besser und ich konnte mich voll auf den Ausblick aufs Meer konzentrieren und die Meilen Strand die ich für mich alleine hatte.
Sanddünen
Ein Stück weiter unten am 90 Mile Beach (auch wenn es der Name suggeriert ist er wesentlich kürzer, etwa 55 Meilen bzw. 88km) befinden sich die Te Paki Giant Sand Dunes. Es handelt sich um riesige Sanddünen die aus der Landschaft heraus ragen und erklommen werden wollen. So zog ich meine Schuhe und Socken aus und wanderte die Sanddünen hinauf. Der Boden bzw. Sand ist recht fest und lässt sich gut begehen. Die Sanddünen sind sehr beliebt für Sandboarding, also mit Bodyboards oder ähnlichem die Dünen heruntersausen. Da es leider anfing stärker zu regnen musste ich schnell wieder runter, aber trotzdem war es ein super schönes und spannendes Erlebnis.
Ahipara
Ahipara ist am unteren Ende des 90 Mile Beach gelegen und auch dies ist wieder ein Ort für Surfer, was der Ahipara Holiday Park auch wiederspiegelte. Dieser kostete mich für eine powered Site 22NZ$ und war wirklich schön, eine nette Küche und warme Duschen, sowie ein großer Aufenthaltsraum mit Kamin.
Nach dem Frühstück machte ich mich wieder ein Stück weiter in Richtung Norden zum Lake Waiparera auf. Dort war mein Plan einmal um den See zu laufen. Auf dem Weg entdeckte ich plötzlich neben Kormoranen, Enten und Gänsen auch kleine Kingfisher bzw. Eisvögel. Ich hatte noch nie zuvor Eisvögel gesehen und war total verzaubert von diesen kleinen grazilen Vögeln mit orangenen Unterflügeln, leider auch sehr scheu und man kommt nicht allzu nah heran. In diesen Augenblicken wünsche ich mir ein Objektiv, dass über meine 200mm Brennweite hinausgeht, aber auf so einer Weltreise achtet man dann doch mehr aufs Gepäck.
Vom See aus setzte ich meine Reise in Richtung Rawene fort. Der kürzeste Weg war mit der Fähre von Kohukohu überzusetzen und ich hatte Glück, dass mein Camper noch als „Light Vehicle“ durchgeht und so nur 20NZ$ kostete. Dies hatte mir aber einen Umweg von ca. 100km erspart und hat sich bei einem Benzinverbrauch von ca. 14 Litern somit sehr gelohnt.
Rawene
Nachdem ich also mit der Fähre nach Rawene übergesetzt hatte machte ich mich auf den Weg zum Rawene Holiday Park, wo ich eine powered Site für 20NZ$ bezog. Den Sonnenuntergang über den Hügeln konnte ich von dort aus perfekt genießen und auch die kleinen Eisvögel mochten diesen Ort. Ein paar konnte ich direkt von meinem Camper aus beobachten.
Auf dem Weg von Rawene nach Dargaville ging es an Omapere vorbei, wo das Arai te Uru Naturreservat liegt. Der Ausblick aufs Meer war wirklich ein Traum, diese verschiedenen Töne von Blau, die Pflanzen und die schroffe Küste auf die die Wellen krachten.
Weiter ging es nach dieser traumhaften Aussicht am Meer wieder zurück ins Inland zum Waipoua Kauri Forest, Heimat des größten und ältesten Kauri Baums. Kauri Bäume gehören nach den Redwoods zu den größten Bäumen weltweit und werden bis zu mehr als 2000 Jahr alt. Leider befällt seit mehreren Jahren eine Krankheit diese Bäume, so dass es absolut wichtig ist sein Gepäck, bzw. auf jeden Fall seine Schuhe gründlich zu reinigen und zu desinfizieren. Hierfür gibt es vor jedem Kauriwald Sicherheitsschleusen mit Bürsten und Sprühpistolen oder automatische Schuheinsprühkonstruktionen. Es wäre wirklich tragisch, wenn diese faszinierenden Bäume wegen eingeschleppten Keimen absterben. Diese sind daher wirklich schützenswert und es ist auch verständlich, dass der ein oder andere Track geschlossen ist. Da auch die Wurzeln sehr empfindlich sind befinden sich meistens Holzstege quer durch den Wald, die nicht verlassen werden dürfen. Ich mag diese Holzstege aber irgendwie, sie haben auch ihren Charme und sehen im Wald auch interessant aus.
Der älteste und größte Kauri Baum heißt Tane Mahuta. Der Baum ist 2000 Jahre alt, hat einen Umfang von ca. 13,8m und einen Durchmesser von 4,4 Metern. Der Legende nach ist er der Sohn des Himmelsvaters Ranginui und der Erdmutter Papatuanuku. Er brachte das Licht in die Welt und ermöglichte es so den anderen Kauri Bäumen zu wachsen. Eine spannende Geschichte und ein unglaublicher Anblick. Was er schon alles mitbekommen haben muss in seiner Lebensgeschichte, kaum zu fassen.
Dargaville
Angekommen in Dargaville ging ich erstmal im örtlichen Countdown Supermarkt einkaufen um meinen kleinen Kühlschrank wieder mit etwas Proviant zu füllen. Als alles verstaut war setzte ich mich in Bewegung Richtung Dargaville Holiday Park, wo ich eine powered Site für 21NZ$ bezog. Der Campingplatz war schön gestaltet und hatte eine angenehme Küche, sowie warme Duschen und sonstige Einrichtungen. Lustigerweise war ich wohl der einzige Gast an diesem Tag und so genoss ich die Stille und ging erstmal die Stadt erkunden. Leider gibt es in Dargaville nicht viel zu sehen, da es mehr eine Industriestadt ist wo der Süßkartoffelanbau und dessen Verarbeitung ihren Sitz hat. In nicht allzu weiter Entfernung entdeckte ich dann aber doch die Riverside Gardens, ein kleiner Park mit verschiedenen Themengebieten, wie z.B. Rosen-, Farn- oder Moorlandschaften.
Und so gingen wieder ein paar weitere Tage der Weltreise vorbei, mit vielen schönen Erinnerungen und Fotos, sowie dem Gefühl genau das Richtige zu machen, denn solche Erinnerungen kann man nicht kaufen und diese bleiben auch nach der Weltreise erhalten.